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Holder Knab im lockigten Haar…

Ja, morgen wird er wieder besungen, der ‚holde Knabe‘. Morgen wird sein Bild wieder auftauchen, wenn Millionen von Menschen den deutschen Text von Stille Nacht singen. Aus dem lockigten Haar des Ursprungstextes ist längst ein schlichtes ‚lockiges‘ geworden, – ohne ‚t‘. Aber der Sinn bleibt, und auch das Bild des liebenswerten Knäblein mit der besonderen Haarpracht. In der Kirche von Mariapfarr (Lungau/Salzburg), wo der Hilfspriester Joseph Mohr 1816 tätig war und das Gedicht ‚Stille Nacht, Heilige Nacht‘ geschrieben hat, gibt es am Hochaltar vier alte Tafelbilder zu bewundern. Auf einem ist Maria zu sehen, die in einer Szene mit den Heiligen Drei Königen den Jesusknaben auf dem Schoß hält. Und dieser kleine Jesus hat tatsächlich auffallend gelocktes Haar. Ist Joseph Mohr beim Anblick dieser Abbildung die markante Textzeile eingefallen? Wir wissen es nicht. Es gibt keinen eindeutigen Beleg dafür. Aber naheliegend scheint es.

Übrigens in meinem aktuellen Buch „Das Stille Nacht Geheimnis“ spielt dieses Altarbild und die Erwähnung „lockiges Haar“ eine nicht unwesentliche Rolle. Und zumindest für dieses kleine Geheimnis, eingebettet im großen Geheimnis von Stille Nacht, gibt es in meinem Roman eine eindeutige Lösung.

Eines lege ich euch gerne ans Herz: wenn ihr in der Nähe seid, oder euch auf der Tauernautobahn Richtung Süden bewegt, macht einen Abstecher nach Mariapfarr. Es zahlt sich aus. Nicht nur dieses Bild, die ganze Kirche, die Wallfahrtsbasilika Zu unserer lieben Frau,

ist einen Besuch wert! Ein wahres Juwel! Ihr werdet Freude dabei haben.